WORKSHOPS MIT SCHWARWEL

ABLAUF UND UMSETZUNG

Durchführung

Der grundsätzliche Aufbau unserer Workshops ist prinzipiell immer gleich.
Da jedoch alle Teilnehmer:innen ihre individuellen Charakteristika, Ziele und Bedürfnisse in die Workshops einbringen, passen wir den Ablauf der Workshops während der Arbeit den jeweiligen Zielgruppen an.

Wieviel Zeit für die einzelnen Arbeitsschritte des Workshops zur Verfügung stehen, hängt von der Dauer des jeweiligen Workshops, der Anzahl und dem Alter der Teilnehmer:innen und der Durchführung als Präsenz- oder Online-Veranstaltung ab.

Online-Workshops führen wir via Zoom, Teams oder die datengeschützten eigenen Programme der jeweiligen Bildungseinrichtungen bzw. Träger durch.

Frühstücksfernsehen

Unsere Workshops beginnen wir i.a.R. mit der Vorführung einer unserer Film-Eigenproduktionen, die zu den Themen des jeweiligen Workshops passen. Die Teilnehmer:innen werden dadurch „mental auf die Schiene gesetzt“.
Gleichzeitig gibt uns diese Vorführung die Gelegenheit, über Arbeitsaufwand, Gruppen- und Einzelarbeit zu sprechen und sofort mit den Teilnehmer:innen ins Gespräch zu kommen.

Vorstellungsrunde

In einer kurzen Vorstellungsrunde stellen wir uns und Glücklicher Montag den Teilnehmer:innen vor und umreißen dabei auch, warum wir tun, was wir tun. Wir bemühen uns dabei um größtmögliche Authentizität, um mit den Teilnehmer:innen eine offene, auf gegenseitigen Respekt basierte Zusammenarbeit zu erreichen.
Wer sich nicht vorstellen will, wird nicht dazu gedrängt.

Formulierung der Ziele

Während der Vorstellungsrunde erfragen wir auch die persönlichen Ziele der Teilnehmer:innen, ihre Erwartungen an uns und unseren Workshop und letztlich an sich selbst. Dadurch wollen wir gewährleisten, dass unser Workshop für jede:n persönlich ein Fortkommen bedeuten kann, indem wir diese Ziele gemeinsam erreichen.
Die Teilnehmer:innen können diese eigenen Ziele auch schriftlich hinterlegen, sodass sie und wir im Laufe des Workshops immer mal diese Ziele abchecken und ggf. der Realität anpassen können.

Die mit den jeweiligen Lehrer:innen, Pädagog:innen, Fachkräften und/oder Workshop-Organisator:innen abgesprochene Zielsetzung des Workshops (bspw. „Erstellen eines einseitigen Comics mit dem Themengebiet „Diktatur und Demokratie, Revolution und Transformation“) geben wir allen Teilnehmer:innen bekannt, ebenso wie die (non-physischen) Nebenziele (bspw. „Erlangung der Befähigung zur Erstellung eines Comics von der Grundidee bis zur zeichnerischen Umsetzung“, „Erlangung von Medienkompetenz“ o. Ä.)

Gesicherter Raum

Um den Teilnehmer:innen das Gefühl zu vermitteln, frei arbeiten zu können, schaffen wir für die Dauer des Workshops einen gesicherten Raum, in dem sämtliche Teilnehmer:innen und wir als Workshopleitung erfragte, schöpferische Kritik respektvoll und ausschließlich auf das Werk bezogen formulieren, um Mobbing oder Bullying auszuschließen.
Die Workshops zielen darauf ab, den Selbstwert der Teilnehmer:innen zu steigern.

Pausenzeiten

Bei den vorab angekündigten und vereinbarten Pausenzeiten richten wir uns zumeist nach den Zeiten, die die Teilnehmer:innen aus ihrem normalen (Schul-)Alltag kennen, um den Lebensrhythmus beizubehalten. Sollten keine Pausen vorgesehen sein, legen wir zumeist eine 90 min/30 min-Regel fest, da die ungewohnte Workshoparbeit erfahrungsgemäß psychisch und physisch anstrengend ist und die Teilnehmer:innen daher genug Bewegung und Luft zum Ausgleich brauchen.

DIE IDEE

Ideenfindung

Die Ideenfindung findet erst als Gruppenarbeit statt, indem gemeinsam themenbezogene Hauptbegriffe gefunden und auf eine gemeinsame Mindmap geschrieben werden, die bis zum Ende des Workshops für alle sichtbar bleibt.

Danach beginnt die Einzelarbeit, bei der gleichfalls geklärt wird, ob die Teilnehmer:innen einzeln, zu zweit oder in Gruppen mit max. drei Teilnehmer:innen arbeiten wollen.

Als Workshopleitung empfehlen wir Einzelarbeit, lassen aber Zweier- oder Dreiergruppen zu, um die Motivation hoch zu halten. Zumeist teilen sich die Gruppen später von selbst in Einzelarbeiter:innen auf.

Erstes Festlegen

Während des Zeitfensters, das für die Ideenfindung in Einzelarbeit zur Verfügung steht, legen wir eine Workshoptabelle an, die alle Teilnehmer:innen und alle Teilarbeitsschritte und die dafür zur Verfügung stehenden Zeitfenster nebst Arbeitspausen abbildet.

Zum Ende der Ideenfindung wird diese Liste per Aufruf mit den Namen der Teilnehmer:innen und ihren jeweils gefundenen Grundideen als Arbeitstitel (bspw. „Flucht“ oder „Mauerfall“) gefüllt.

Diese Flipchart-Tabelle wird zum wichtigsten Tool des Workshops, da sie den Teilnehmer:innen ihre Fortschritte auf dem Zeitstrahl der zu erledigenden Arbeitsschritte aufzeigt und sie – sollten sie unter Druck geraten – die Möglichkeit haben, direkt Einfluss zu nehmen, indem sie bspw. ihre Grundidee ändern oder sich für eine Gruppenarbeit entscheiden.

Doppelt genannte Grundideen/Arbeitstitel versuchen wir zu vermeiden, indem wir dazu anregen, sich ein ähnliches oder komplett anderes Thema zu wählen, um eine breite Themenpalette zu gestalten.
Wer jedoch bei seinem Thema bleiben will, kann das gerne tun.

Die ganze Geschichte in einem Satz

In Einzelarbeit sind die Teilnehmer:innen nun aufgefordert, ihre Grundideen/Arbeitstitel auszuarbeiten und eine kurze Geschichte daraus zu entwickeln, die möglichst in einem Satz erzählt werden kann.

Als Vorschlag dient der klassische Dreiakter mit Anfangssituation, Mittelteil (dramatischer Handlungsverlauf), Ende (Happy End, schlimmes oder offenes Ende).
(bspw. „Eine Familie wird beim Mauerbau getrennt und der Familienvater im Westen versucht, seine Familie durch einen Fluchttunnel aus Ostberlin zu holen.“)

Beim Erdenken der Geschichte raten wir dazu, auf eigene Erlebnisse und Gedanken oder die eigene Familiengeschichte zurückzugreifen, um die Geschichte möglichst authentisch erzählen zu können.

Mach drei Kreuze

In Gruppenarbeit stellen die ersten Teilnehmer:innen ihre Ideen vor. Feedback nach obigen Regeln des gesicherten Raumes ist erwünscht.

Die Workshoptabelle bekommt dabei ihre ersten Kreuze: ein Querstrich für eine grobe Idee, ein ganzes Kreuz für die fertige Idee – so werden auch alle weiteren Arbeitsschritte für alle sichtbar dokumentiert, sodass die Teilnehmer:innen ihre Fortschritte jederzeit ablesen können und die Möglichkeit haben, ihre jeweilige Arbeitsgeschwindigkeit einschätzen zu können.

DIE PLANUNG

Die folgenden drei Arbeitsschritte entstehen zumeist parallel und sind keiner vorgeschriebenen Reihenfolge unterworfen.
Als Workshopleitung bieten wir permanent Unterstützung an, reagieren auf Zwischenfragen und erläutern während der Arbeit allgemeine Tipps und Tricks anhand der entstehenden Arbeiten.
Wir fordern zu Recherche im Netz auf und ermutigen dazu, Fotovorlagen oder Naturstudium für die Arbeiten zu verwenden.

Drehbuch

In Einzelarbeit schreiben die Teilnehmer:innen jetzt ein ausgearbeitetes „Drehbuch“ aus ihrer Grundidee/ihrem Satz.
Das Drehbuch kann ebenso gesketcht werden, d. h. der Handlungsablauf wird als sehr grobes Layout mit Strichmännchen o. Ä. aufgezeichnet und ggf. mit Randnotizen versehen.

Wichtig bei diesem Arbeitsschritt ist uns als Workshopleitung lediglich, dass die Ideen tatsächlich in irgendeiner Form zu Papier gebracht werden, um sich „in der Welt zu materialisieren“, statt sich weiter als ewig wandelbares Gedankengut im Gehirn zu befinden.

Charakterdesign, Locations und Props

Neben der 5-W-Frage „Werwowannwiewas?“ sind klar erkennbare Charaktere, Locations (Handlungsorte) und Props (Requisiten) wichtig für das Erzählen einer Geschichte.
Ebenso verweisen wir auf Tageszeiten oder Wetterphänomene wie Regen, Schnee oder Herbststurm, die die Dramatik einer Geschichte oder die Beschreibung eines Charakters stützen können.

Beispielhafte Charakterentwürfe und die Entwicklung menschlicher Figuren und ihrer anatomischen Besonderheiten aus einfachen Strichmännchen werden an dieser Stelle gern von den Teilnehmer:innen angenommen.

Layout

Drehbuch und Layout gehen im Comic i.a.R. Hand in Hand, da in Bildern mit stützendem Text gearbeitet wird.
Hier ist wichtig, auf die Leserichtung und die Vorlieben der Teilnehmer:innen einzugehen – soll es ein Manga werden, ist die Leserichtung rechts nach links und hinten nach vorn, im klassischen Comic jedoch ist die Leserichtung, wie wir sie als Westeuropäer gewohnt sind.
Auch hier überlassen wir den Teilnehmer:innen, wofür sie sich entscheiden wollen.

Gesonderte Aufmerksamkeit lenken wir auf das „Framing“, also die Setzung der Bildrahmen, die den Comic einfach lesbar und trotzdem dynamisch machen sollen.

Feedbackrunden sind während der gesamten Planungsphase eingearbeitet und passieren zumeist individuell, abhängig von den verschiedenen Arbeitsgeschwindigkeiten der Teilnehmer:innen.

Während der Arbeit an den Layouts diskutieren wir auch den möglichen Einsatz von Farben oder Farbeffekten, da dies zur Planung der Reinzeichnung berücksichtigt werden sollte.

DIE UMSETZUNG

Vorzeichnung

Die Vorzeichnung machen die meisten Teilnehmer:innen erfahrungsgemäß direkt auf ihren Layouts – je nach Dauer des Workshops können Vor- und Nachteile einer solchen Arbeitsweise näher erläutert werden.

Eine gesondert angefertigte Vorzeichnung gibt die Möglichkeit, mögliche Änderungen im Layout ausprobieren zu können, ohne die Vorzeichnung ändern zu müssen.

Die Vorzeichnung zielt darauf ab, alle Texte, alle Lautmalereien und alle Zeichnungen zu enthalten, die die Leser:innen brauchen, um die Geschichte vollumfänglich erfassen zu können.

Dieser Part ist für viele Teilnehmer:innen oftmals der kniffligste Abschnitt, da hier ein gewisses Maß an Geduld, Fokus und Konzentration erforderlich ist.

Texte und Lettering

Bei den Texten legen wir als Workshopleitung Wert auf eine klar erkennbare Leserichtung der Einzeltexte (Frage –> Antwort, Kausalität), die Lesbarkeit der Schrift und eine gute Rechtschreibung, die wir nonchalant „im Vorbeigehen“ korrigieren helfen.

Slang, Fäkalsprache und ein allgemein niedriges Sprachniveau wird als literarische Ausdrucksform behandelt, insoweit die Sprache den Charakteren bzw. der geschilderten Situation gerecht wird.

Balloons

Das Ballooning, also das Zeichnen der Sprechblasen, ist für die Lesbarkeit der Comics ebenso wichtig wie das Framing, da die Texte gut von der Zeichnung abgesetzt sein sollten, um wirken zu können.

Dabei verweisen wir – ebenso wie beim Framing – auf die variablen Möglichkeiten des Strichs – Zitterlinien für ängstliche Dialoge, zackige Blasen für herausgeschrieene Worte, Strichellinien für Flüsterton usw.

Reinzeichnung

Wenn Bildrahmen, Texte und Sprechblasen fertig sind, hat dies zumeist den psychischen Effekt, dass man den Eindruck hat, dass schon viel der Reinzeichnung geschafft ist, da bereits viel Platz auf dem Arbeitsplatz mit Inhalten „belegt“ ist.
Das ist gut.
Denn das gibt den Teilnehmer:innen – neben den inzwischen vielen eigenen Kreuzen auf der gemeinsamen Workshoptabelle – einen Schub, der die Energie frei setzt, die Arbeit beenden zu können.

Manche Teilnehmer:innen entscheiden sich erst in dieser abschließenden Phase dazu, Farben zu verwenden oder doch lieber bei Schwarz-Weiß zu bleiben. Als Workshopleitung raten wir dazu, ggf. kleine Farbtests auf den Layouts oder auf gesonderten Blättern anzufertigen, um den erhofften Effekt abschätzen zu können.

Korrekturphase

Sind die Teilnehmer:innen der Meinung, ihre Arbeit sei vollendet, folgt ein letzter Korrekturgang, in dem sie ihre Arbeit noch einmal kritisch betrachten. Rechtschreibung, Satzzeichen, Lesbarkeit, Charakter-Kontinuität, Dramaturgie, vergessene Schraffuren oder fehlende Farbakzente können jetzt noch bearbeitet werden.

DER ABSCHLUSS

Fertige Arbeit

Fertige Arbeiten stehen im gesicherten Raum allen zur Betrachtung frei.

Bei Präsenzveranstaltungen werden die Arbeiten aufgehangen, sodass sie an einer Wand oder auf einer Wandtafel begutachtet werden können – das gibt den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, ihre Arbeiten „mit Abstand“ zu betrachten und eine objektivere Wahrnehmung ihrer Arbeit zu bekommen.

Bei manchen Workshops besteht die Möglichkeit, im Nachgang ein Comicheft mit allen Arbeiten zu vervielfältigen und/oder eine Ausstellung (bspw. im Schulgang) zu organisieren.
Eine solche Möglichkeit zur Präsentation gibt den Teilnehmer:innen oftmals einen zusätzlichen Kick, da sie dadurch die Ergebnisse ihrer Arbeit im öffentlichen Raum wahrnehmen können – abgesondert vom eigenen Sein und Denken.

Feedback-Runde

Die Workshops beschließen wir mit einer Feedbackrunde, in der wir die Teilnehmer:innen bitten, offen und ehrlich die Erfahrungen in dieser Zeit zu teilen und Kritikpunkte an unserer Arbeit oder unserem Umgang mit den Teilnehmer:innen mitzuteilen.
Wir selbst geben ebenso eine Zusammenfassung und ein Feedback auf unser Erleben mit den Teilnehmer:innen und was wir für uns für die nächsten Workshops gelernt haben.

Verabschiedung

So es gewünscht ist, machen wir zum Abschluss ein gemeinsames Foto mit allen Workshopteilnehmer:innen.

Hier findet ihr Impressionen unserer Workshops der letzten Jahre als Auswahl: www.gluecklicher-montag.de/workshops-bildung